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„Sie vertreiben und töten uns.”
Die Schicksale der Kinder von Zamojszczyzna zum 80. Jahrestag der Aktion Zamość.

Für einen friedlichen Tod ...

 

„Einmal wurde ein kranker fünfjähriger Junge ins Krankenhaus gebracht. Seine Mutter war an seiner Seite. Er litt bereits Höllenqualen. Ich bemerkte, dass die Mutter sehr besorgt war, aber es war ihr peinlich zu sagen, dass das Kind nicht getauft worden war. Ich sehe mir das Kind an, es ist todkrank, kann aber nicht sterben. Ich nahm das Wasser, taufte und das Kind starb wunderschön und friedlich.”

 

Textquelle: 

Schwester Stefania Fjodorchuks Erinnerungen. Dziecko w Historii. Sytuacja dziecka w odrodzonym państwie polskim („Das Kind in der Geschichte.Situation des Kindes im wiedergeborenen polnischen Staat“, Anm. d. Übers.), Red. E. J. Kryńska, A. Suplicka, Ł. Kalisz, Białystok 2020, S. 113.

 

Fotoquelle:

Jan Tchórz, 2-jähriger Überlebender des Transports (Institut für Nationales Gedenken).

Aktion Zamość.

 

Vertrieben:

80 000 Frauen und Männer

30 000 Kinder

 

Die Aktion Zamość war Teil des Generalplans Ost. Vom 27./28. November 1942 bis August 1943 vertrieben die Deutschen die polnische Bevölkerung aus den Dörfern und Städten der Region Zamojszczyzna. So entstand das erste Siedlungsgebiet im Generalgouvernement, die sog. Bastion des Deutschtums.An die Stelle polnischer Familien traten deutsche Siedler. Die Aktion umfasste 43 % der Dörfer von Zamojszczyzna. Man vertrieb 1/3 der Polen (110 Tsd.). An diesem Ort sollten 98 Tsd. Deutsche angesiedelt werden.            

 

Fotoquelle:

Feierliche Begrüßung deutscher Siedler (Staatsarchiv in Zamość).

 

Sonderlaboratorium SS.

 

10 000 Kinder ermordet

4454 Kinder eingedeutscht

 

„Ein wütender Deutscher fing an, etwas zu sagen, und plötzlich war eine Gruppe von Deutschen um uns herum und wir wurden in die Schule gebracht. Vor lauter Angst konnten wir nicht gehen, unsere Beine zitterten. Wir wurden in die Schule geführt, da war ein voller Raum mit Deutschen. Uns überkam eine schreckliche Angst, wir durften nirgendwo hingehen. (...) Wir wurden hinter Drähten zusammengepfercht und wie Tiere behandelt. In Zamość wurden die Kinder ihren Eltern hinter Drähten entrissen und in getrennten Baracken untergebracht. Ältere Frauen wurden mit (der Betreuung) der Kinder beauftragt. Von jeder Frau wurde erwartet, dass sie sich um zehn Kinder kümmerte. Es wurde zu einer wahren Hölle, in der Kinder und Säuglinge mit unmenschlicher Stimme schrien. Die alten Mütterchen waren hilflos. Was konnte man von ihnen verlangen, die alten Mütterchen selbst brauchten Betreuung.”

 

Quelle des Zitats:

Bericht von Lucyna Targońska, geb. Niściór (Niścior), geb. 1926 Zamojszczyzna – Sonderlaboratorium der SS.Zbiór dokumentów polskich i niemieckich z okresu okupacji hitlerowskiej („Eine Sammlung polnischer und deutscher Dokumente aus der Zeit der Nazi-Besatzung”, Anm. d. Übers.), Red. Cz. Madajczyk, Warschau 1979, Bd. II, S. 368.

 

Fotoquelle:

Generalgouverneur Hans Frank besucht Zwierzyniec (Staatsarchiv in Zamość).

Auszug aus einer Liste der vertriebenen Kinder aus Zamojszczyzna (Staatsarchiv in Zamość).

Gerettete Kinder im Waisenhaus in Łaskarzew (Institut für Nationales Gedenken).

Die Scharfrichter von Zamojszczyzna.

 

„In diesem Kampf haben die Truppen das Recht und die Pflicht, alle Maßnahmen uneingeschränkt anzuwenden, auch gegen Frauen und Kinder, solange sie zum Erfolg führen.”

 

Während der Vertreibungen erfolgte die Auswahl nach rassischen Kriterien, wobei die Bevölkerung in vier Gruppen unterteilt wurde. Die Personen der ersten beiden Gruppen wurden eingedeutscht. Ihr Weg ins Reich führte über ein Rassenlager in Łódź.  Die Kategorie III umfasste Zwangsarbeiter, die nach Westen deportiert oder im Lubliner Distrikt zurückgelassen wurden. Menschen, die für Konzentrationslager bestimmt waren, wurden der letzten Kategorie zugeordnet. Ein solches Schicksal traf einen von fünf vertriebenen Einwohnern von Zamojszczyzna. Eine eigene, unabhängige Kategorie bildeten arbeitsuntaugliche Menschen, Alte und Kinder unter 14 Jahren aus den Gruppen III und IV. Im Winter 1942/1943 wurden sie in Viehwaggons in den Warschauer Distrikt geschickt.

 

Quelle des Zitats:

Anordnung des Chefs des Oberkommandos der Wehrmacht Wilhelm Keitel über die Befreiung der Soldaten von der Haftung. Okupacja i ruch oporu w dziennikach Hansa Franka 1939-1945 („Die Besatzung und die Widerstandsbewegung in den Tagebüchern von Hans Frank 1939-1945“, Anm. d. Übers.), Red. Z. Polubiec, Bd. I, Warschau 1972, S. 599-600.

 

Fotoquelle:

Heinrich Himmler, Chef der SS und der Polizei im Dritten Reich, und Odilo Globocnik, Kommandant der SS und der Polizei im Lubliner Distrikt, Fot.: Bruno Wiśniewski (Nationales Digitales Archiv).

Deutsche Soldaten während einer Vertreibungsaktion (Staatsarchiv in Zamość).

 

Der Beginn eines kindlichen Vagabundenlebens. Umsiedlungslager in Zamość.

 

„Und es konnte nicht sterben, ich erinnere mich an dieses Kind, wie es starb. Oh, das ist etwas Schreckliches. (...) Sie lag in Lumpen auf der Pritsche und starb in der Baracke. Und sie wurde noch in Skierbieszewo geboren, mit diesem winzigen Kind wurden die Eltern weggebracht und dort trennte man sie und ließ das Kind bei jemandem. Und es gab viele solcher Kinder. Und dann hat sie sie irgendwo unter die Baracke gebracht und dort abgelegt. Man ging unter die Baracke und dort lag schon jemand. Dort stapelten sie die Toten und brachten sie zum Friedhof in Zamość.”

 

Quelle des Zitats:

Erinnerungen von Wacława Wójcik (Węcławik) an Martusia Szewerowa, einer wenige Monate alten Vertriebenen aus Skierbieszów, die Ende November / Anfang Dezember 1942 im Lager in Zamość an Erschöpfung und Hunger starb. Byliśmy w transportach dzieci z Zamojszczyzny („Wir waren bei den Kindertransporten aus Zamojszczyzna“, Anm. d. Übers.),Einleitung und Bearbeitung von B. Kozaczyńska, Warschau 2017, S. 56-58.

 

Fotoquelle:

Umsiedlungslager in Budzyń-Kraśnik (Institut für Nationales Gedenken).

Umsiedlungslager in Zamość (Institut für Nationales Gedenken).

 

Er schlief nicht ein, wenn er nicht tötete.

 

Schütz von Tag zu Tag gemeiner. Ein Sadist. Er lachte, als sein Opfer im Sterben lag. Der Anblick der muskulösen Gestalt des SS-Mannes und seines riesigen Hundes verbreitete im Lager Angst und Schrecken. Sie sagten, dass er nicht einschlief, wenn er nicht tötete oder misshandelte. Er streifte Tag und Nacht im Lager umher. Er war auf der Suche nach einem Opfer.”

 

Alle wussten, was es bedeutete, wenn«Ne»in schwarzen Handschuhen herumlief. Ein Schlag mit dem geheimnisvollen Handschuh zerschmetterte das Gesicht und warf den Stärksten von den Füßen. Mehr als einer verabschiedete sich für immer vom Leben.”

 

Im Becken starb (...) ein Junge. Er versuchte, zum Zehner zu gehen. Er lief zur Mutter. Am Loch wurde er von «Ne» - dem Schütz - erwischt.”

 

Der gnadenlose Folterer des Lagers Zamość war sein Kommandant, SS-Scharführer Artur Schütz, ein in Łódź geborener Boxer, genannt „Ne”. Häftlinge beschrieben ihn als Sadisten, der seine Opfer auf grausame Weise schikanierte. Laut Zeugenaussagen schlug er Gefangene mit einem einzigen Schlag nieder.

 

Quelle des Zitats:

Bericht von Zygmunt Węcławik, einem Häftling des Lagers in Zamość. Zamojszczyzna - Sonderlaboratorium SS ..., Bd. II, Warschau 1979, S. 363-365.

 

Fotoquelle:

Bedienstete der Umwandererzentralstelle in Łódź, die für Verbrechen in der Region Zamojszczyzna verantwortlich waren (Institut für Nationales Gedenken).

 

Hinter den Drähten von Auschwitz-Birkenau.

 

„Familien und Personen, die nach dem Rassenwert in die Gruppe IV eingestuft werden, werden als Arbeitskräfte nach Birkenau überstellt.”

 

Die Vertriebenen aus dem Durchgangslager in Zamość wurden in Viehwaggons in drei Transporten nach Auschwitz-Birkenau gebracht: am 13. und 16. Dezember 1942 sowie am 5. Februar 1943. Unter ihnen befanden sich auch Kinder, das jüngste war 8 Jahre alt. Von den 1301 registrierten Vertriebenen starben 82 %. Die Kinder starben an Erschöpfung, in den Gaskammern oder wurden durch intrakardiale Injektion mit Phenol getötet. Auch Neugeborene, die im Lager geboren wurden, wurden auf diese Weise ermordet.

 

Quelle des Zitats:

Richtlinien des SS-Obersturmbannführers H. Krumey über die Einstufung der Vertriebenen im Lager Zamość vom 21. November 1942 Zamojszczyzna – Sonderlaboratorium SS ..., Bd. II, S. 175, 177.

 

Fotoquelle:

Auschwitz-Birkenau, Fot. L. Zielaskowski (Nationales Digitales Archiv).

Kinder aus Zamojszczyzna in Auschwitz-Birkenau.

 

Lucyna Białek

Kamila Borys

Salomea Kostrubała

Czesława Krajewska

Maria Krajewska

Czesława Kwoka

Maria Lis

Emilia Lis

Marianna Ostasz

Michalina Pietrynko (Petrynko)

Anna Węcławik

Salomea Węcławik

Zofia Wróbel

 

Fotoquelle:

Die wenigen erhaltenen Fotos von Kindern aus Zamojszczyzna in Auschwitz-Birkenau (Archiv des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau).

 

Transporte des Grauens.

 

„Während des Transports wurden wir von unserer ältesten Schwester vor dem Erfrieren gerettet. Wir waren eng zusammengedrängt. Marysia zwang uns Kleidungsstücke auf, die von den Erfrorenen nicht mehr benötigt wurden. Am Bahnhof in Siedlce waren wir ein Haufen Gestank. Wir wurden unter diesen Lumpen hervorgeholt. Fäkalien flossen an den Seiten der Waggons herunter, Kinder in schwerer Winterkleidung, voller Ungeziefer.”

 

Im eisigen Winter 1942/1943 transportierten die Deutschen Kinder bis zum Alter von 14 Jahren in Viehwaggons aus dem Lager Zamość in den Warschauer Bezirk. Sie fanden Unterschlupf in polnischen Heimen und Kinderhorten, die vom Wohlfahrtshauptrat vorbereitet worden waren. Dies war das Schicksal von 5321 Kindern und Alten.Für einige war es die letzte Reise.

 

Quelle des Zitats:

Erinnerungen der Janina Zielińska, geb. Malec, geb. 1938 Nie było kiedy płakać. Losy rodzin polskich wysiedlonych z Zamojszczyzny („Es gab keine Zeit zum Weinen.Das Schicksal der aus Zamojszczyzna vertriebenen polnischen Familien“, Anm. d. Übers.),Einleitung und Bearbeitung B. Kozaczyńska, Siedlce 2014, S. 57-58.

 

Fotoquelle:

 

Ähnliche Waggons wurden für den Transport von Kindern aus Zamojszczyzna verwendet. Transport von Vertriebenen im Warschauer Distrikt, 1944 (gemeinfrei).

Siedlce gegen deutsche Bestialität.

 

Die Beerdigung der 20 Toten wurde zu einer Demonstration der Polen gegen die deutschen Befehle. Am Tag vor der Beerdigung wurden die Särge in der Pfarrkirche in Siedlce ausgestellt. Viele Stunden vor der Beerdigung war die Kirche überfüllt. Vor der Kirche versammelten sich Menschenmassen, sodass etwa 3 bis 4 Tausend Menschen anwesend waren. Die Beerdigungszeremonien wurden vom Bischof durchgeführt, der sie auf Anweisung kurz hielt. Die Särge wurden von jungen Polen durch die ganze Stadt getragen, wobei sich die Menge relativ ruhig verhielt. An der kirchlichen Zeremonie nahmen Schulkinder teil, die dicht gedrängt standen. Fast die gesamte polnische Intelligenz der Stadt war vertreten. Darunter befanden sich auch polnische Beamte in deutschen Diensten.”

 

Quelle des Zitats:

Ein Bericht über die Beerdigung (tatsächlich 23 Opfer, darunter 12 Kinder). Zamojszczyzna – Sonderlaboratorium SS ..., Bd. I, S. 381-382, 384.

 

Fotoquelle:

Beerdigung der Opfer aus der Region Zamojszczyzna in Siedlce, 3.2.1943 (Institut für Nationales Gedenken).

 

In den Baracken von Zwierzyniec.

 

20 000 Menschen wurden inhaftiert, darunter 7 000 Kinder

Fast 200 der jüngsten Gefangenen starben.

„Die Vertriebenen aus dem Powiat Biłgoraj wurden in ein Lager in der Nähe von Zamość und dann, da das Lager in Zamość überfüllt war, nach Zwierzyniec getrieben. Das Lager Zwierzyniec – ein mit Stacheldraht umzäunter Platz ohne irgendwelche Gebäude. Die Bedingungen in den Lagern sind schrecklich, die Sterblichkeitsrate (vor allem bei den Kindern und Alten) riesig.”

 

Quelle des Zitats:

Informationen über Befriedungsaktionen. Zamojszczyzna – Sonderlaboratorium SS ...,Bd. II, S. 128.

 

Fotoquelle:

Vertriebene aus dem Powiat Biłgoraj (Staatsarchiv in Zamość).

 

Zamośćer kommen sterbenden Kinder zu Hilfe.

 

Aber den größten Eindruck, den ich nicht abschütteln kann, haben die Kinder im Majoratskrankenhaus auf mich gemacht. Heute waren etwa vierzig von ihnen hier, im Alter bis zu fünf Jahren. Sie sind meist an Ruhr und Masern erkrankt. In kleinen, eilig zusammengestellten Holzbetten liegen sie paarweise, abgemagert und ausgemergelt, sodass sie wie Leichen aussehen.

 

Majoratsherr Jan Zamoyski eilte den sterbenden Kindern im Lager Zwierzyniec zu Hilfe. Als Ergebnis von Verhandlungen mit dem SS- und Polizeikommandanten des Distrikts Lublin, Odilo Globocnik, wurden mehr als 480 Kinder aus dem Lager entlassen. Diese wurden in einem Kinderhort untergebracht, das von der Frau des Majoratsherrn, Róża Zamoyska, geborene Żółtowska, genannt Engel der Güte, geleitet wurde.

 

Quelle des Zitats:

Erinnerungen aus Zamojszczyzna. Z. Klukowski, Zamojszczyzna 1918-1943, Bd. I, Warschau 2007, S. 369-370.

 

Fotoquelle:

Kinder aus dem Waisenhaus in Zwierzyniec mit ihrer Betreuerin Wanda Cebrykow, Frühjahr 1944 (Staatsarchiv in Zamość).

Brief an den Zamośćer Majoratsherrn mit Dank für die Betreuung der Kinder (Staatsarchiv in Zamość).

Jan und Róża Zamoyski nebst Kindern (Familienarchiv der Familie Zamoyski).

 

„Steh auf, Kasia, warum stehst du nicht auf, steh auf, Kasia - du liegst tot da!” Befriedung eines Dorfes.

 

Sochy - 185 Ermordete (45 Kinder)

Kitów – 164 Ermordete (28 Kinder)

Białowola – 51 Ermordete (17 Kinder)

 

„Die Deutschen stürmten in die Wohnungen, töteten die Menschen und setzten die Gebäude in Brand. Ein Haus nach dem anderen wurde besetzt, die verängstigten Menschen flohen, und dann wurden Männer, Frauen und Kinder ausnahmslos und ohne Gnade getötet. Man tötete schwangere Frauen, Säuglinge an der Brust ihrer Mütter, Kinder, die mit ihren Eltern davonliefen. Einige von ihnen knieten nieder und bettelten um ihr Leben, aber das rührte die grausamen Häscher nicht. Die Menschen wurden bei lebendigem Leibe ins Feuer geworfen, die Verwundeten wurden getötet. Dabei waren unter den Deutschen solche, die dies mit sadistischer Freude und teuflischem Lachen taten.”

 

Quelle des Zitats:

Ein Bericht von Wanda Cebrykow und Kazimiera Świtajowa. Zamojszczyzna – Sonderlaboratorium SS ..., Bd. II, S. 397, 429.

 

Fotoquelle:

Opfer der Befriedung des Dorfes Białowola (Staatsarchiv in Zamość).

Deutsche Befriedungseinheiten setzten bei Vertreibungsaktionen Krankenwagen des Roten Kreuzes ein (Museum des Biłgorajer Landes in Biłgoraj).

 

Sie starben, obwohl niemand auf sie geschossen hat – KL Lublin.

 

„Eines Tages setzte ich mich vor den Block und holte aus meiner Tasche den Staub, die Krümel von dem Brot, das ich gestern gegessen hatte, und aß sie wie Schokolade.”

 

Die Felder III, IV und V im KL Lublin wurden von den Deutschen für die während der Sommeraktion Zamość vertriebene Bevölkerung zugewiesen. Einige ihnen wohnten unter freiem Himmel. Der fehlende Zugang zu Trinkwasser und die dramatischen sanitären und hygienischen Bedingungen führten zu einer hohen Erkrankungshäufigkeit. Je länger der Aufenthalt im Lager dauerte, desto größer war die Wahrscheinlichkeit zu sterben. Im August 1944 schickten die Deutschen die Arbeitsfähigen zur Zwangsarbeit ins Dritte Reich und in Dörfer im Lubliner Distrikt. Die Kranken wurden u. a. in das Krankenhaus St. Johannes von Gott in Lublin gebracht. Von den 299 Patienten, die dorthin geschickt wurden, starben 155 - die meisten von ihnen waren unter 12 Jahre alt.

 

Quelle des Zitats:

Ein Bericht von Janina Buczek-Różańska, einer Gefangenen des KL Lublin. Przemoc, poniżenie, poniewierka.Wspomnienia z przymusowych robót rolnych 1939-1945 („Gewalt, Demütigung und Elend. Erinnerungen an die landwirtschaftliche Zwangsarbeit 1939-1945“, Anm. d. Übers.),ausgewählt, bearbeitet und mit einer Einleitung versehen von L. Staszyński,Warschau 24. S. 24.

 

Fotoquelle:

Anna Rempa (6 Jahre alt), vertrieben aus dem Powiat Biłgoraj, Gefangene des KL Lublin. Sie starb innerhalb eines Monats nach ihrer Entlassung aus dem Lager im Krankenhaus St. Johannes von Gott in Lublin (Institut für Nationales Gedenken).

 

Mama …

 

„Es wurde beschlossen, dass die Kinder aus den befriedeten Gebieten von Hrubieszów und Zamojszczyzna vergast und die Mütter zur Arbeit nach Deutschland geschickt werden sollen. Zuvor waren falsche Gerüchte verbreitet worden, wonach die Kinder in der Obhut des Roten Kreuzes, von Kinderkrippen und Jordanischen Gärten untergebracht werden sollten. Als die Überredungskünste versagten, begannen sie, mit Gewalt wegzunehmen (...). Ein Geschrei und Wehklagen erhoben sich auf dem Feld. In ihrer Verzweiflung flohen die Mütter mit ihren Kindern. Esmani (SS-Männer) und Kapos haben sie erwischt. Ich sah Hoffman in seiner SS-Uniform, wie er an einer Dorfbewohnerin zerrte, die den Säugling festhielt und sich weigerte, ihn herauszugeben (...). Ich sah, wie Hoffman sich in einem bestimmten Augenblick das Kind schnappte und den blutverschmierten, vermutlich bereits toten Körper ins Auto warf.”

 

„Wenn einer Mutter ihr Kind weggenommen wird, will sie mit aller Kraft sterben, weil der Schmerz unerträglich ist, aber im selben Moment will sie auch mit aller Kraft leben, um es zu retten. So ein Paradox, das die Seele zermalmt. Das Kind ist ein anatomischer Teil der Mutter, es ist also wie eine Amputation ohne Narkose.”

 

Quelle der Zitate: 

Zeugenaussage von Kazimierz Wdzięczny, Zeuge der Trennung der Kinder von ihren Müttern im Juli 1943 im KL Lublin. AIPN, BU 2535/45, K. 4.;

A. Janko, Mała zagłada („Die kleine Auslöschung“, Anm. d. Übers.), Krakau 2015, S. 174.

 

Fotoquelle:

Raub polnischer Kinder in der Region Zamojszczyzna (gemeinfrei).

„Wir sind in Lagern von Berlin.” Briefe von Vertriebenen.

 

„Liebe Eltern.

In den ersten Worten der Botschaft heißt es: Gott segne euch. Eine schreckliche Strafe, mit der uns Gott der Herr bestraft hat, aber vielleicht wird sie uns mit der Zeit zusammenführen. Wir sind in Lagern bei Berlin. Bis jetzt bin ich gesund, was ich euch, liebe Eltern, wünsche. Die Zugfahrt war miserabel, es gab 5 Tage lang nur Wasser und Brot ...”

 

Textquelle: 

Brief von Jan Charczuk an die Eltern. AIPN, GK 69/174, K. 3.

 

Fotoquelle:

Brief von Jan Charczuk an die Eltern (Institut für Nationales Gedenken).

Brief von Stefania Frankowicz (Institut für Nationales Gedenken).

Briefe von Bronisława Chomacka (Institut für Nationales Gedenken).

 

Kinder aus Zamojszczyzna im Lager an der ul. Przemysłowa in Łódź.

 

Ein Transport vom Juni 1944 ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Es war der 6.6.1944, als ein Kindertransport mit 10 Wagen aus der Region Zamojszczyzna im Lager eintraf. Ich sah damals, wie (...) einer der Wachmänner einen kleinen Jungen tötete. Er zog sein etwa 10-jähriges Opfer an den Haaren aus dem Auto und schlug den Kopf des Gefangenen gegen die Gehsteigkante (...). Ich weiß, dass dieser Transport nur ein paar Stunden im Lager blieb. Am nächsten Tag war von diesen Leuten nicht einmal mehr eine Spur zu sehen.”

 

Quelle des Zitats:

Niederschrift über die Vernehmung des Zeugen Czesław Werner. AIPN, Ld 503/106, Bd. 14, K. 23-23v.

 

Fotoquelle:

Transport von Kindern in das Lager an der ul. Przemysłowa (Institut für Nationales Gedenken).

Der erste Appell der Kinder nach ihrer Ankunft im Lager an der ul. Przemysłowa (Institut für Nationales Gedenken).

 

Wir müssen lernen zu leben.

 

„Als seine leibliche Mutter ihn an ihre Brust drückte und begann, ihn zu küssen, stieß er sie brutal weg und begann, jeden Kuss auszukratzen. Tchórzyns Mutter hat es sehr mitgenommen. Schließlich war es nicht nur Janek, der ihr weggenommen wurde. Zwei Töchter verbrachten in Deutschland unter schrecklichen Bedingungen.”

 

Mit der Befreiung der Kinder aus den Händen des Besatzers und ihrer Unterbringung in Krankenhäusern, Kinderhorten und Pflegefamilien begann der Prozess ihrer Anpassung an die Nachkriegsrealität. Der Wohlfahrtshauptrat und seine regionalen Pendants zeichneten für die Koordinierung der Hilfsaktionen verantwortlich. Es wurden Lebensmittel, Medikamente und Kleidung organisiert. Alles mit dem Ziel, die Gesundheit und das Lächeln in den Kindergesichtern wiederherzustellen.

 

Quelle des Zitats: Jan Tchórz' (damals 2 Jahre alt) Bericht über die Begegnung mit seiner leiblichen Mutter. M. K. Piekarska, M. Piekarski, Syn dwóch matek („Ein Sohn zweier Mütter“, Anm. d. Übers.), Warschau 2016, S. 105.

 

Fotoquelle:

Die kleine „Niunia”, identifiziert als Janina Kuziak, um die sich Familie Zdzioch kümmerte, 1945 (Staatsarchiv in Zamość).

 

Schwierige Rückkehren – nicht vergoltene Verbrechen.

 

„Für all diese Ereignisse beschuldigen die Kinder von Zamojszczyzna die Nazi-Deutschen. Ich möchte dem noch ein paar Worte hinzufügen, nämlich: Die Kinder von Zamojszczyzna klagen heute all jene an, die den Krieg wollen, die den Krieg anstreben, und warnen sie.”

 

Von den mehreren tausend jüngsten Vertriebenen, die für die Germanisierung bestimmt waren, kehrten die meisten nicht nach Polen zurück. Die erwachsenen „Kinder von Zamojszczyzna”, erfüllt von Angst und dem Trauma der Kriegserlebnisse, fanden oft nicht die Kraft, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Die Hauptorganisatoren der Akcji Zamość, wie Heinrich Himmler, Fridrich Wilhelm Krüger und Odilo Globocnik, begingen nach ihrer Gefangennahme durch die Alliierten Selbstmord. Herman Krumey wurde erst in den 60-er Jahren des 20. Jh.s verurteilt. Viele der unmittelbar an den Verbrechen beteiligten Täter wurden erst gar nicht bestraft. 

 

Quelle des Zitats:

Die Worte von Maria Wilgia, einem Opfer der Vertreibungen. Zamojszczyzna – Sonderlaboratorium SS ..., Bd. II, S. 428.

Fotoquelle:

Aus dem KL Lublin entlassene Kinder im Krankenhaus St. Johannes von Gott (Institut für Nationales Gedenken).