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„Wir waren nur Kinder.” Die Gehenna der polnischen Kinder während und nach dem Zweiten Weltkrieg

Genauso wie in Auschwitz. Polnische Kinder im Kinder KL Litzmannstadt an der ul. Przemysłowa in Lodz

 

Das deutsche Konzentrationslager für polnische Kinder an der ul. Przemyslowa in Lodz wurde am 1. Dezember 1942 eingerichtet. In den mehr als 25 Monaten seines Bestehens beherbergte es rund 3 Tausend Kinder im Alter von 1 bis 16 Jahren. Zeitzeugenberichten zufolge wurden dort auch Säuglinge inhaftiert. Die Deutschen ermordeten in diesem Lager rund 200 polnische Kinder. Die Gefangenen wurden zu schwerer körperlicher Arbeit gezwungen und mussten zahlreiche körperliche Strafen erdulden. Die Kinder lebten unter primitiven Bedingungen, hatten keinen Zugang zu Seife oder fließendem Wasser und litten ständig unter Hunger.

„Kriminelle und dazu verwahrloste polnische Jugendliche beiderlei Geschlechts im Alter von 8 bis 16 Jahren, die von zu Hause aus keine angemessene Erziehung erfahren haben, werden ins Visier genommen und müssen unter polizeiliche Aufsicht gestellt werden, da sie mit ihrem Verhalten die gesunde Entwicklung des deutschen Kindes gefährden können und zu befürchten ist, dass sie weitere Straftaten begehen werden.”

 

Auszug aus der Anordnung des Reichssicherheitshauptamtes Nr. V A 3 3050/42 vom 28. November 1942 über die Einrichtung des Polen-Jugendverwahrlagers Litzmannstadt

Quelle: AIPN, GK 72/34, K. 2

 

Bildunterschrift:

Inspektion in der Schneiderei des Lagers an der ul. Przemysłowa (Institut für Nationales Gedenken).

Geplante Arbeitszeiten im Lager an der ul. Przemysłowa (Institut für nationale Erinnerung).

Genauso wie in Auschwitz. Polnische Kinder im Kinder KL Litzmannstadt an der ul. Przemysłowa in Lodz

 

„[...] viele Kinder wurden von der deutschen Polizei direkt von der Straße geholt, von ihren Eltern. Das waren kleine Kinder [...] Die Kinder arbeiteten hart. Sie wurden nicht kalorisch gefüttert. Einfach kümmerlich in den Augen. Es handelte sich nicht um eine Einrichtung für Kinderarbeit, sondern einfach um ein Konzentrationslager.”

 

Quelle: Stanisław Mikołajczyk, Friseur im PJVL, AIPN, Ld. 503/106, Bd. 6., K. 4.

 

„Wir wurden in das Mädchenlager und in die Stuben, das heißt die Wohnungen geführt, wo bereits andere Mädchen in Etagenbetten eingenistet waren, die sich bei unserem Anblick erhoben und uns anschauten. Die meisten von ihnen sahen aus wie Leichen, ohne Haare auf dem Kopf, wie Skelette. Man befahl uns, wir sollten uns schlafen legen, ich schlief in einem Etagenbett ganz oben, ohne Decke, ohne Strohmatratze und Kissen auf den nackten Brettern.”

 

Quelle: Gertruda Nowak, Ehename Skrzypczak, AIPN, GK 165/379, Bd. 11, K. 180.

 

Bildunterschrift:

Mädchenappell im Lager an der ul. Przemysłowa (Institut für Nationales Gedenken).

Persönliche Karte von Gertruda Nowak (Museum der polnischen Kinder – Opfer des Totalitarismus).

Fingerabdruckkarte von Gertruda Nowak (Museum der polnischen Kinder – Opfer des Totalitarismus).

Brief aus dem Lager in der Ul. Przemysłowa von Jan Spychała (Museum polnischer Kinder – Opfer des Totalitarismus).

Weil sie Polen waren. Die Gehenna der Kinder von Mosina – 10. September 1943

 

An das Powiatspräsidium der Gendarmerie in Śrem

Mitteilung des Gendarmeriepostens in Mosina vom 10.9.1943

- Wachmeister Beukenbusch.

Die Aktion in Mosina geht weiter. Heute Nacht wurden 156 Personen verhaftet.

60 weitere Kinder sollen heute verhaftet werden.

                                                                          Zur Kenntnis genommen: (unleserliche Unterschrift)

 

Quelle: Położenie ludności polskiej w Kraju Warty 1939-1945.Dokumenty niemieckie. (Lage der polnischen Bevölkerung im Wartheland 1939-1945. Deutsche Dokumente, Anm. d. Übers.). Auswahl und Übersetzung von Prof. C. Łuczak, Posen 1987, S. 115.

 

„Als meine Eltern in der Nacht vom 9. auf den 10. September 1943 verhaftet wurden, schliefen wir mit meinem älteren Bruder tief und fest. Edzio war dreieinhalb Jahre alt, ich war zweieinhalb. Wir wohnten im selben Haus wie die Familie Grend - sie unten, wir oben. […]
Als wir aufwachten, war das Haus leer und die Sonne schien so schön, dass es wegen des Lichts schwer war zu sehen. Plötzlich betraten drei Deutsche, darunter eine Frau, in schwarzen Uniformen das Haus. Sie befahlen uns, uns anzuziehen. Wir wussten nicht, worum es ging. Im Morgengrauen sahen wir zum ersten Mal weder Mutter noch Vater. Dabei waren sie immer eine Armlänge von uns entfernt. Nach einer Weile kam Papas 14-jährige Schwester Gabrysia herein, da die Familie bereits wusste, dass Verhaftungen im Gange waren und man sich um uns kümmern musste. Die Deutschen fragten sie nach dem Nachnamen, und das war ein Urteil, denn sie hatte denselben wie wir. Sie ließen sie nicht mehr gehen […]
Zuerst in einen großen Saal voller Kinder in Mosina und dann nach Posen. Mit meiner Tante und meinem Bruder fuhren wir in einem Lastwagen. Wir weinten den ganzen Weg über auf dem Schoß meiner Tante, die ja auch noch ein Kind war ...
Ich auf dem einen Bein, Edzio auf dem anderen. Nach Lodz, auch wir drei in einem Viehwaggon, zusammen mit anderen Kindern.”


Quelle: Bericht von Jerzy Jeżewicz, J. Sowińska-Gogacz, B. Torański, Mały Oświęcim.Dziecięcy obóz w Łodzi (Kleines Auschwitz. Das Kinderlager in Lodz, Anm. d. Übers.), Warschau 2020, S. 86-87.

 

Bildunterschrift:

Transport von Kindern in das Lager an der ul. Przemysłowa (Institut für Nationales Gedenken).

Weil sie Polen waren. Die Gehenna der Kinder von Mosina – 10. September 1943

 

LISTE DER VERHAFTETEN MOSINER KINDER

  1. ADAMCZYK DONATA (AM 6. OKTOBER VERHAFTET)
  2. BOLEWSKI ZENON
  3. CZECHOWSKA CZESŁAWA
  4. CZECHOWSKA JÓZEFA
  5. CZECHOWSKA MARIA
  6. CIEŚLEWICZ KAZIMIERZ
  7. GIERSZOL LEON
  8. GIERSZOL MARIA
  9. GRENDA DOMICELA
  10. GRENDA EUGENIUSZ
  11. GRENDA JERZY
  12. GRENDA URSZULA (AM 12. SEPTEMBER VERHAFTET)
  13. HEIGELMAN JADWIGA
  14. HEIGELMAN TADEUSZ (AM 20. SEPTEMBER VERHAFTET)
  15. IWICKA TERESA (AM 30. SEPTEMBER VERHAFTET)
  16. IWICKI ALEKSANDER
  17. JARNOT CZESŁAW
  18. JEŻEWICZ EDWARD
  19. JEŻEWICZ GABRIELA
  20. JEŻEWICZ JERZY
  21. JURDZYŃSKI MACIEJ
  22. KAŁAN JAN
  23. KAŹMIERCZAK EUGENIA
  24. KAŹMIERCZAK JANINA
  25. KAŹMIERCZAK ZDZISŁAW
  26. KOŃCZAK BOHDAN
  27. KOŃCZAK IRENEUSZ
  28. KORDYLEWSKI HENRYK (AM 23. JUNI VERHAFTET)
  29. KOŹLECKI JAN
  30. KRZAN WACŁAW (IM MAI VERHAFTET)
  31. CECYLIA KUKUCKA (AM 13. SEPTEMBER VERHAFTET)
  32. KURZAWA BOGUMIŁA
  33. KURZAWA ZOFIA
  34. MACIEJEWSKA JANINA
  35. MACIEJEWSKA JOANNA
  36. MACIEJEWSKA KAZIMIERA
  37. MACIEJEWSKI JAN
  38. MACIEJEWSKI JÓZEF
  39. MICHALAK ALEKSANDRA
  40. NOWAK EDWARD
  41. NOWAK GERTRUDA (AM 30. SEPTEMPER VERHAFTET)
  42. NOWAK JERZY
  43. PACHOJKA WŁADYSŁAW
  44. PAPIEŻ GERTRUDE (AM 11. SEPTEMBER VERHAFTET)
  45. PAPIEŻ JERZY
  46. PAPIEŻ WOJCIECH
  47. PIOTROWSKI EDWARD (AM 3. MÄRZ VERHAFTET)
  48. PRĘTKI EUGENIUSZ
  49. SKIBIŃSKA WIESŁAWA
  50. SKIBIŃSKI JERZY
  51. SKIBIŃSKI SZCZĘSNY
  52. SKIBIŃSKI WOJCIECH
  53. STRÓŻYŃSKA GENOWEFA
  54. URBANEK KAZIMIERZ
  55. URBANEK ZOFIA
  56. WOŚKOWIAK JÓZEF (IM MÄRZ VERHAFTET)
  57. ZAKRZEWSKA DANUTA
  58. ZAKRZEWSKI MAREK

 

Quelle: Szkice z przeszłości Mosiny i okolic. Z dziejów walk o wyzwolenie narodowe i społeczne w XIX i XX wieku (Skizzen aus der Vergangenheit von Mosina und seiner Umgebung.Aus der Geschichte der nationalen und sozialen Befreiungskämpfe im 19. und 20. Jahrhundert, Anm. d. Übers.), Sammelwerk herausgegeben von T. A. Jakubiak, Mosina 1978, S. 139-140.

Weil sie Polen waren. Die Gehenna der Kinder von Mosina – 10. September 1943

 

Donata Adamczyk
Kazimierz Cieślewicz
Czesława Czechowska
Józef Czechowski
Eugeniusz Grenda
Jerzy Grenda
Urszula Grenda
Jadwiga Heigelman
Jan Kałan
Wojciech Papież

 

Personalaktenfotos von Kinder von Mosina (Kunstgalerie in Mosina).

„Niemand wusste, wohin sie transportiert wurden, ob in das Leben oder in den Tod” Vertriebene Kinder – Lodz

 

„Man wollte mich, damals 13 Jahre alt, und meinen Bruder, damals 7 Jahre alt, wie Hunderte von anderen Kindern von den Eltern trennen, natürlich auf diesen Erlass hin, der aus dem SS-Büro kam. Die Mütter fielen in Ohnmacht, bekamen Herzinfarkte und andere schreckliche Szenen, dass sie sich und ihren Kindern das Leben nehmen wollten; die Gendarmen schlugen uns erbarmungslos mit Knüppeln, ohne verschiedene Beleidigungen zu bedauern, weil die Eltern nicht von ihren Kindern und die Kinder nicht von ihren Eltern getrennt werden wollten, und hielten uns zur Strafe drei Tage lang ohne Essen. Als mein Bruder, der sich von uns verabschieden und wenigstens ein Stück Brot für mich und meinen jüngeren Bruder geben wollte, wurde er mit Gewehrkolben geschlagen und getreten.”

 

Quelle: Bericht von Elżbieta Borowska, Ehename Bujas (aus der Sammlung von Krystyna Bartoszewska).

 

Bildunterschrift:

Kindern im Durchgangslager an der ul. Łąkowa 4 in Lodz (Institut für Nationales Gedenken).

Deutsche Kommission im Umsiedlungslager an der Ul. Łąkowa 4 in Łódź (Institut für Nationales Gedenken).

„Niemand wusste, wohin sie transportiert wurden, ob in das Leben oder in den Tod” Vertriebene Kinder – Żywiec

 

„[...] Sie luden uns in diese Lastwagen und fuhren uns nach Zywiec. Wir blieben vielleicht zwei Tage in Zywiec [...] Wir übernachteten in einer Schule. Überall auf dem Boden war Stroh ausgebreitet, und dort schliefen die Menschen, so eingemummelt. Es ist bekannt, was für ein Schlaf das war ... einer auf Stroh. Sie lagen alle eingewickelt da ... Kinder oder nicht Kinder.”

 

Quelle: Ein Bericht von Eugeniusz Firlej. Z pamięci dziecka. Aktion Saybusch – relacje źródłowe Polaków wysiedlonych z Żywiecczyzny w czasie II wojny światowej (Aus der Erinnerung eines Kindes.Aktion Saybusch – Quellenberichte der während des Zweiten Weltkriegs aus der Region Żywiec vertriebenen Polen, Anm. d. Übers.), hrsg. von H. Chudzio, A. Śmigielska, Krakau 2022, S. 41-42.


„Was man einpacken konnte, das ... wir haben gepackt, der Rest ist geblieben, alles. Das war eine erstaunliche Erfahrung. Als Kinder wussten wir das noch nicht zu schätzen, aber was mussten unsere Eltern erleben, als sie alles, was sie aus ihrem ganzen Leben und von früheren Generationen zurückgelassen hatten, zurücklassen und sich in die Schufterei stürzen mussten? Etwas Ungeheuerliches ... Es war so hektisch (...) – wie das Leben eines Sträflings, der zur Todesstrafe verurteilt ist.”

 

Ein Bericht von Bronisław Sroka. Z pamięci dziecka. Aktion Saybusch – relacje źródłowe Polaków wysiedlonych z Żywiecczyzny w czasie II wojny światowej (Aus der Erinnerung eines Kindes.Aktion Saybusch – Quellenberichte der während des Zweiten Weltkriegs aus der Region Żywiec vertriebenen Polen, Anm. d. Übers.), hrsg. von H. Chudzio, A. Śmigielska, Krakau 2022, S. 168.

 

Bildunterschrift

Vertriebene aus der Region Żywiec (Stadtmuseum in Żywiec – Schloss).

„Niemand wusste, wohin sie transportiert wurden, ob in das Leben oder in den Tod” Vertriebene Kinder– Zamojszczyzna

 

„Um 8 Uhr fuhren die Fuhrwerke vor, das Gepäck wurde verladen, die Leute verabschiedeten sich vom Dorf und fuhren in Richtung Zamość. Das Weinen von Kindern, Säuglingen und Müttern schreit nach Rache bei Gott für das Leid, das uns angetan wurde. Wir wurden hinter Drähten zusammengepfercht und wie Tiere behandelt. In Zamość wurden die Kinder ihren Eltern hinter Drähten entrissen und in getrennten Baracken untergebracht. Ältere Frauen wurden mit [der Betreuung] der Kinder beauftragt. Von jeder Frau wurde erwartet, dass sie sich um zehn Kinder kümmerte. Es wurde zu einer wahren Hölle, in der Kinder und Säuglinge mit unmenschlicher Stimme schrien. Die alten Mütterchen waren hilflos […] Ich habe einen solchen Unfall gesehen: Eine Mutter wollte durch die Drähte zu ihrem Kind gelangen, ein Deutscher bemerkte das und begann sie mit einem Gummi zu schlagen, ich dachte, er würde sie umbringen. Die arme Mutter kehrte übel zugerichtet zu ihrem Block zurück. Nach einer Woche […] wurden alle Kinder auf den Platz gebracht, man fing an, die Namen zu überprüfen und sie für den Transport vorzubereiten […] Die Kinder, halb erstarrt vor Kälte und Hunger, standen die ganze Nacht auf dem Platz, und das absichtlich in der Nacht, um die Schreie der Mütter zu vermeiden.”


Quelle: Bericht von Lucyna Targońska aus Wisłowiec. Zamojszczyzna w okresie okupacji hitlerowskiej (Zamojszczyzna in der Zeit der Nazi-Besatzung, Anm. d. Übers.), Warschau 1968, S. 57-59.

 

Bildunterschrift:
Ein anonymes Kind aus Zamojszczyzna (Institut für Nationales Gedenken).

Ermordet, weil man Juden half Das Martyrium der Familie Ulma

 

„Das war eine schreckliche Verzweiflung, nicht nur für die Familie, sondern einfach für das ganze Dorf. Das verbreitete sich sehr schnell, damals gab es ausgerechnet die Beichte vor Ostern. Die Leute gingen in die Kirche, und als sie zurückkamen, wussten alle bereits, dass die Ulmas erschossen worden waren. Die ganze Familie und dieses siebte Kind, das im Grab geboren wurde.”

 

Quelle: Zbrodnia bez kary (Verbrechen ohne Strafe, Anm. d. Übers.), Hrsg. K. Domagała-Pereira, B. Dudek, M. Gostkiewicz, E. Karpińska-Morek, Krakau 2022, S. 211.

 

„Das Erschreckendste war, wie sie die Eltern erschossen haben. Im ganzen Dorf konnte man wahrscheinlich hören, was ich heute noch höre – das Weinen und Schreien der Kinder. Leiser und leiser. Ja, jedes Mal, wenn ein Schuss ertönte, wurden die Schreie leiser, weil sie bereits verstummt waren. Bis sie schließlich verstummten ...”

 

Quelle: M. E. Szulikowska, Markowskie bociany. Opowieść o bohaterskiej Rodzinie Wiktorii i Józefa Ulmów (Markower Schwäne.Die Geschichte der heroischen Familie von Wiktoria und Józef Ulma, Anm. d. Übers.), Przemyśl 2017, S. 114.

 

Bildunterschrift

Die Familie Ulma (aus der Sammlung von Mateusz Szpytma).

Wahrscheinlich Marysia – das jüngste Kind der Ulmas (aus der Sammlung von Mateusz Szpytma).

Kinder der Ulmas (aus der Sammlung von Mateusz Szpytma).

Ermordet, weil man Juden half Das Martyrium der Familie Ulma

 

Die Kinder von Wiktoria und Józef Ulma, die zusammen mit ihren Eltern am 24. März 1944 von den deutschen Besatzern ermordet wurden:

  1. Stanisława Ulma – 8 Jahre
  2. Barbara Ulma – 6 Jahre
  3. Władysław Ulma – 5 Jahre
  4. Franciszek Ulma – 4 Jahre
  5. Antoni Ulma – 3 Jahre
  6. Maria Ulma – 1,5 Jahre
  7. Ein ungeborenes Kind – die Mutter war zum Zeitpunkt des Todes im neunten Monat schwanger.

 

„[...]

Mit dem nächsten Schuss trafen sie

Wiktoria – seine schwangere Frau

«Es tut mir leid, Kindlein, dass du so

Die Welt mit mir verlässt» ...

 

Inmitten der kindlichen Verzweiflung

fiel ein Schuss – einer, zwei, drei,

es war ein deutscher Gendarm,

der auf die armen weinenden Kinder schoss

 

Es waren noch Patronen übrig ...

und es sind noch drei Kinder übrig ...

der Feind hatte keine Gnade mit ihnen

SIE – gaben ihr Leben für die – LIEBE

[…]”

 

Auszug aus dem Gedicht „Egzekucja w Markowej” („Hinrichtung in Markowa”, Anm. d. Übers.)

Quelle: M. E. Szulikowska, Markowskie bociany. Opowieść o bohaterskiej rodzinie Wiktorii i Józefa Ulmów (Markower Schwäne.Die Geschichte der heroischen Familie von Wiktoria und Józef Ulma, Anm. d. Übers.), Przemyśl 2017, S. 96.

 

Bildunterschrift:

Wiktoria Ulma mit ihren Kindern (gemeinfrei).

„Du bist eine Deutsche, du bist ein Deutscher”. Germanisierte Kinder

 

„Hier muss man aber versuchen, rassisch wertvolle Kinder von der Umsiedlung auszuschließen und im alten Reich zu erziehen [...] Die betroffenen Kinder dürfen nicht älter als 8-10 Jahre sein, weil in der Regel nur bis zu diesem Alter eine echte Umnationalisierung, d. h. letztlich eine Eindeutschung, möglich ist. [...] Die Kinder erhalten deutsche Familiennamen, die auch eindeutig germanischen Ursprungs sein müssen.”

 

Quelle: E. Wentzel, G. Hecht, Sprawa traktowania ludności byłych polskich obszarów z rasowo-politycznego punktu widzenia (Der Fall der Behandlung der Bevölkerung der ehemaligen polnischen Gebiete unter rassenpolitischen Gesichtspunkten, Anm. d. Übers.). „Biuletyn GKBZHwP”, Bd. IV, S. 152-153.

 

Bildunterschrift:Institut für Nationales Gedenken .

„Du bist eine Deutsche, du bist ein Deutscher”. Germanisierte Kinder

 

„Alle gingen mit mir im Haus herum und sagten: «Bärbel - das ist die Tür, das ist das Fenster und das ist die Uhr» usw. Ich habe die korrekte deutsche Sprache gelernt. Später fand ich heraus, dass es einmal ein Mädchen namens Ursel gab, das im Alter von neun Jahren starb. Ihr Porträt hing an der Wand des Zimmers und diente mir als Vorbild, da ich sie ersetzen sollte. Ich habe auch ihre Sachen getragen, aber ich konnte es ihr nicht gleichtun, trotz der verschiedenen Strafen und der Disziplin, die im Haus herrschte. Es ist mir auch nie in den Sinn gekommen, dass das nicht meine richtigen Eltern sind und dass ich nicht Bärbel Rossmann bin.”


Quelle: Barbara Paciorkiewicz, Kim jestem? (Wer bin ich?, Anm. d. Übers.) Fundacja Wojenne Dzieciństwo (Stiftung Kriegskindheit, Anm. d. Übers.) 2004, S. 1.

 

Bildunterschrift:

Barbara Gajzler vor ihrer Überführung zur Germanisierung (Institut für Nationales Gedenken).

Barbara Gajzler als Bärbel Rossmann mit einer deutschen Familie (aus der Sammlung von Barbara Paciorkiewicz).

In der Fabrik und beim Bauern. Kinder zur Zwangsarbeit in Deutschland

 

„Am zweiten Tag nach meiner Ankunft hatte ich so viel Heimweh, dass ich kein Wort sagen konnte. Ich hatte den Eindruck, dass ich wahrscheinlich vor Schmerz und Traurigkeit sterben würde, aber das kümmerte sie nicht. Ich wohnte in dem Raum, in dem sie die Schweine kochten. Ich wurde immer für die Nacht eingeschlossen. Es gab so viel zu tun, dass wir mit der Arbeit nicht nachkamen. Bis zur Mittagszeit musste das Vieh gehütet werden, und nach dem Mittagessen, wenn nicht zum Holzhacken, dann zur Arbeit auf dem Feld oder im Wald [...] Tag für Tag musste man hart arbeiten und im Vorbeigehen essen [...] Sogar das Brot war immer knapp bemessen. Und als ich nachfragte, sagten sie mir, dass sie mich bei der Gendarmerie melden würden, wenn mir Leid angetan würde, und dass ich für sechs Wochen in das Lager in Działdów käme, und sie würden mich dort korrigieren ...”

 

Quelle: Ein Bericht von Józef Laszczyk. Z. Biłgorajska, Cierń mojej młodości. Wspomnienia dzieci i młodzieży z przymusowych robót w III Rzeszy (Der Dorn meiner Jugend.Erinnerungen von Kindern und Jugendlichen an die Zwangsarbeit im Dritten Reich, Anm. d. Übers.),Warschau 1979, S. 134.

 

Bildunterschrift:

Der 7-jährige Jan Farion, Zwangsarbeiter in der Landwirtschaft (Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung).

„Warschauer Kinder, wir ziehen in den Kampf!” Kinder des Warschauer Aufstands

 

„Mit 14 Jahren wurde ich in ein Lager in Soldau geschickt, und 3 Jahre später nahm ich am Warschauer Aufstand teil. Ich werde alle Gräueltaten glauben, die die Deutschen den Polen während des Zweiten Weltkriegs angetan haben, denn ich habe viele davon mit eigenen Augen gesehen [...] Viele Jahre lang konnte ich die Deutschen nicht verstehen, die mit einem Lächeln im Gesicht ein Kind ertränkten [...] Ich konnte nicht glauben, dass es Menschen gibt, die in der Lage sind, gleichzeitig zu lachen und einen Menschen zu ermorden.”

 

Quelle: Ein Bericht von Halina Rutkowska-Rogozinska für das Museum der Polnischen Kinder – Opfer des Totalitarismus https://www.youtube.com/watch?v=9nRw1Ns_-YQ [Zugriff: 08.08.2023].

 

Bildunterschrift:

Die Kennkarte von Halina Rutkowska (aus der Sammlung von Halina Rutkowska-Rogozińska).

„Warschauer Kinder, wir ziehen in den Kampf!” Kinder des Warschauer Aufstands

 

„«Nałęcz» und ich pressten uns an die Wand, um Platz für die stürmende Vorhut zu schaffen. Auf sein Signal hin begann der Angriff. Wir rannten ihnen hinterher und der Rest der Gruppe folgte uns. Im Hof explodierten Granaten, Maschinenpistolen bellten – die Deutschen feuerten lange Salven, wir kürzere Salven. Wir hörten einzelne Schüsse, das Stampfen von Schritten und die Schreie der Verwundeten. Leichen sanken aufs Pflaster. Einige fielen und verharrten in Unbeweglichkeit, andere wandten sich stöhnend am Boden. Obwohl es uns gelang, die Deutschen völlig zu überrumpeln, gruppierten sie sich schnell neu und schlugen unseren Angriff zurück. Wir zwangen sie jedoch schließlich, sich in die oberen Stockwerke zurückzuziehen.”

 

Quelle: B. Hryniewicz, Chłopięca wojna.Pamiętnik z Powstania Warszawskiego (Jungenkrieg: Tagebuch über den Warschauer Aufstand, Anm. d. Übers.), Warschau 2018, S. 169-170.

 

Bildunterschriften:

Ein junger Soldat im städtischen Kraftwerk in Powiśle während des Warschauer Aufstands. Autor des Fotos Tadeusz Bukowski „Bończa” (Museum des Warschauer Aufstands).

Zwei jugendliche Warschauer Aufständische gehen die ul. Tamka entlang. Autor des Fotos Tadeusz Bukowski „Bończa” (Museum des Warschauer Aufstands).

In der Taiga und der Steppe. In die UdSSR deportierte Kinder

 

„An den kleinen Haltepunkten stiegen viele Menschen aus, um Wasser zu holen, um etwas zum Essen zu ergattern, und riskierten dabei oft, von ihren Familien getrennt zu werden; solche Fälle gab es viele. Viele haben sich nach einer solchen Trennung nie wiedergesehen. Am schlimmsten war es, wenn Kindern ein solches Schicksal widerfuhr. Es geschah, dass eine der Familien, die Mitleid mit den verlassenen Kindern hatte, sie in ihre Obhut nahm [...] Auch wir kümmerten uns um zwei verloren gegangene Knirpse – es waren die Brüder Edzio und Rysio Kalwasiński. Die Läuse hatten Wunden an ihren Köpfen genagt, und ihre Händchen waren von der Krätze so geschwollen, dass sie keine Scheibe Brot darin halten konnten [...]“


Quelle: J. Bortnik-Pytlarz, W tajdze i w piaskach południowego Kazachstanu (In der Taiga und im Sand von Süd-Kasachstan, Anm. d. Übers.) [in:] Wspomnienia Sybiraków. Sammlung von Quellentexten (Erinnerungen an die Sibirier. Eine Sammlung von Quellentexten, Anm. d. Übers.), Hrsg. J. Kobryń, Bystrzyca Kłodzka 2008, S. 69.

 

Bildunterschriften:

Die Familie von Zofia Bartoszek (Archiv der Sibirier der UŁ)

Ewa und Anna Urbański, Kasachische SSR, 6.1.1941 (Sibirien-Gedenkmuseum in Białystok)

Eine Skizze von Jan Glijer, die die Erdhütte zeigt, in dem seine Familie im Exil lebte, Kachīry, Kasachische SSR, 29.12.1941 (Sibirien-Gedenkmuseum in Białystok)

In der Taiga und der Steppe. In die UdSSR deportierte Kinder

 

„In Sarjam sind wir auch zur Schule gegangen [...] Es war sehr kalt und es lag Schnee auf den Bänken. Wir saßen mit den Beinen unter einander, eine neben der anderen, um uns zu wärmen. Es gab nichts, womit und worauf man schreiben konnte. Wir haben mit einem Stock in den Sand geschrieben. Wie man einen Bleistift fand, dann auf einer Zeitung, falls es welche gab. Die ganze Klasse lernte aus einem alten Buch. Jedes Kind las jeweils einen Satz, so eine Schule war das.”


Quelle: Bericht von Teofila Kieruzel, ASUŁ R-145.

 

Bildunterschrift:

Mädchen aus dem Polnischen Kinderheim in Bolshoy Yerba, Region Krasnoyarsk (Sibirisches Gedenkmuseum in Białystok).

Schulzeugnis von Teofilia Kieruzel (Archiv der Sibirier der Universität Lodz).

Deutschendorf. Kinder der Verstoßenen Soldaten

 

„Was offensichtlich war, war der Befehl, einen kaum fünfjährigen Jungen zu verhaften [...], denn der Befehl betraf mich und nicht die Großmutter [...] Ich wurde auf der Grundlage eines persönlichen Haftbefehls verhaftet [...] Die Grundlage für die Verhaftung ist höchst interessant – Komplizenschaft mit der Bande von Żubryd. Das heißt, dass ich – ein fünfjähriger Junge – mit der Bande von Żubryd, seinem Vater, unter einer Decke steckte.”

 

„Wir fuhren mit anderen Häftlingen von Sanok nach Rzeszów [...] Ich saß im ersten Wagen auf dem Schoß des kommandierenden Offiziers. Wenn mein Vater versucht hätte, den Konvoi zu beschießen, hätte ich ein Schutzschild sein sollen.”


Quelle: Ein Bericht von Janusz Niemiec. K. Rajski, Wilczęta. Rozmowy z dziećmi Żołnierzy Wyklętych (Deutschendorf.Gespräche mit den Kindern der Verstoßenen Soldaten, Anm. d. Übers.), Warschau 2014, S. 132.

 

Bildunterschrift

Janusz Żubryd nebst der Mutter Janina

Auszug aus der Häftlingskarte von Janusz Żubryd, 5 Jahre alt.

Janusz Żubryd im Jahr 1944

Fotoquelle (aus der Sammlung von Janusz Niemiec).

Deutschendorf. Kinder der Verstoßenen Soldaten

 

„[…] ein Partisan fragte mich, woher ich die polnische Sprache kenne, da ich doch unter so vielen Litauern und Weißrussen lebte. Ich sagte, dass ich aus Warschau stamme und Pole sei, dass ich derzeit in dem Dorf Podwarańce bei meinem Onkel lebe und Vollwaise sei. Am Ende des Gesprächs fragte der Partisan: «Und willst du mit uns, den polnischen Partisanen, gehen?». Der Onkel antwortete völlig gleichgültig auf Weißrussisch: «Kak choczycie, to waźnijcie jaho». Dieser Partisan, der sich für mich, ein polnisches Waisenkind, interessierte, war Marian Korejwo alias «Milimeter».”

 

Quelle: J. Widejko, Najmłodszy partyzant wileńskiej AK (Der jüngste Partisan der Vilniuser Heimatarmee, Anm. d. Übers.), Gorlice 2014, S. 43.

 

Bildunterschrift

Jerzy Widejko „Jureczek” („kleiner Jurek“, Anm. d. Übers.) mit Gracjan Frog „Szczerbiec“ (Institut für Nationales Gedenken).